Wenn Ihr mit konstant 4.000 U/min. auf der Landstraße 3 Stunden lang dahinfahrt, dreht sich eure Kurbelwelle 720.000 Mal um! In einem Rollerleben kommen so einige Umdrehungen zusammen, also schenkt der Kurbelwelle die nötige Beachtung.
Drehschieber-Rennwelle 57mm Hub (Originalhub):
Diese Welle unterscheidet sich von der Originalwelle in der verlängerten Einlasszeit.
Dadurch hat man den Vorteil, dass sich in höheren Drehzahlen der Füllungsgrad des Kurbelraums
und somit auch des Zylinders erhöht. Resultat: Mehr Kraft und Drehzahl obenrum.
Gleichzeitig verliert man aber natürlich in den unteren Drehzahlbereichen, weil das Gemisch wieder durch
den Einlass rausgedrückt wird (Blow- oder auch Sprayback). Wenn nun das zurückgedrückte Gemisch wieder bei der nächsten Umdrehung eingesogen wird, wird es abermals vom Vergaser mit Sprit angereichert, was zur Überfettung in diesen Drehzahlbereichen führt, der Motor muss sich erst freirotzen.
Bei hohen Drehzahlen machen wir uns den Druck des nachströmenden Gemisches (Trägheit der Masse) zu Nutze,
sodass das Gemisch nicht wieder rausgedrückt werden kann und man so mehr Gemisch in den Kurbelraum bekommt.
Das Blowback kann man aber sehr gut verringern in dem man die Welle lippt.
Kabaschoko aus dem GSF macht dies in bemerkenswerter Qualität für die weniger handwerklich begabten zum sehr günstigen Kurs.
Wie komme ich zu einer 57mm Hub Rennwelle?
Es gibt zwar von Mazucchelli eine, nur leider werden die Mazucchelliwellen mittlerweile aus total weichem Material gefertigt, was bei entsprechender Leistung oder einem Klemmer ein Verdrehen der Wangen um den Hubzapfen zur Folge haben kann.
Sehr ärgerlich, weil dabei zumindest die Drehschieberfläche im Gehäuse zerstört wird, wenn nicht gleich auch Lager und Lagersitze.
Viel besser ist es sich aus seiner Original-Piaggio (sehr gute Qualität) Welle seine eigene Rennwelle zu bauen.
Dazu einfach die Drehschieberfläche der Kurbelwelle um 2 cm (Umfang) kürzen. Und zwar in Drehrichtung vorne.
Dann noch lippen und nachwuchten und fertig ist die DIY-High-Quality-Rennwelle.
Für welche Zylinder taugt die Rennwelle was?
-Malossi: Da er ein auf Drehzahl ausgelegter Zylinder ist, ist es fast ein Muss.
-Polini: Der mag Rennwellen auch. Wer aber auf Treckerfeeling steht, sollte vielleicht doch lieber Original-Welle fahren
-Pinasco: Da er fast die selben Steuerzeiten wie der Originalzylinder hat, nur Rennwelle, wenn man auf Höchstgeschwindigkeit aus ist.
-Originalzylinder: Absoluter quatsch. Kommt mir nicht auf dumme Gedanken.
Lippe-Membranwelle, auch 57mm Hub (Umflexen/Fräsen einer Drehschieberwelle):
Auf nem Malossizylinder ein schönes Ding, hohe Drehzahlen werden gut verkraftet, da die Kolbengeschwindigkeit nicht so hoch, wie bei 60mm Hub ist.
In Verbindung mit einem Malossi-Ansauger sind da schon Leistungen von ~25PS erreicht worden. (Stoffi)
Langhub (60mm) Rennwelle Drehschieber:
Hier kommt man in die gehobene Leistungsklasse. Hubraumerhöhung durch mehr Hub.
Diese Welle hat eine weniger schlimme Neigung zum Blowback. Trotzdem sollte man sie lippen und vorallem Wuchten.
Auch (oder gerade) hier kann ich Mazucchelli wegen der extrem hohen Verdrehneigung nicht empfehlen.
Zur Not den Hubzapfen mit den Wangen verschweißen lassen (Worb5 oder Kabaschoko).
Seit kurzem gibt es für die Vespa einen zweiten Tuning-Kurbelwellenhersteller, MEC-EUR.
Diese Wellen sind vom Material her viel härter und damit auch deutlich stabiler gegen verdrehen.
Langhub-Lippe-Membran (60mm) (Umflexen/Fräsen einer Drehschieber-Langhubwelle)
Damit legt man den Grundstein für Vespamotoren der obersten Leistungsklasse.
Durch ausgedehntes lippen an der Welle werden die benötigten Querschnitte erreicht.
Lang-Lang-Hub (62,5mm Hub) (Nur für Freaks)
Wird zB. von Scooter-and-Service in Hamburg angeboten.
Hierbei wurde der Hub einer Glockenform Langhubwelle durch Einsatz eines Exzenter-Hubzapfens nochmal erhöht.Sehr große Umbaumaßnahmen sind für den Einsatz nötig, u.A:
- Ausspindeln des Kurbelgehäuses
- Zylinder Entschichten, durch Aufschweißen nach oben verlängern, nachbohren und neu beschichten lassen.Dies ist nötig, weil sonst der Kolben im OT zu weit aus der Zylinderlaufbahn herausragt, sodass die Kolbenringe ausfedern würden. Einfach eine dicke Fußdichtung fahren, funktioniert nicht, da man unsinnige und zu extreme Steuerzeiten erreichen würde und der Motor nicht vernünftig fahrbar wäre.
Vollwangenwellen:
Geht natürlich nur auf Membran und wurde/wird immer gehuldigt wegen der höheren Vorverdichtung, die damit zu erreichen ist.
Dazu muss man sagen, dass Vorverdichtung nicht alles ist, zumal unsere Vespamotoren schon im Original eine deutlich höhere Vorverdichtung aufweisen als moderne Crossermotoren, die mal eben locker die 5-6 fache Leistung bei gleichem Hubraum erreichen.
Da die wenigsten nen Direkteinlass an einer Largeframe haben, sollte man vielmehr auf großen Querschnitt im Kurbelraum achten, anstatt ihn durch eine Vollwange zuzumauern.
Wenn man schon eine Vollwange fährt, dann muss man auch das Kurbelgehäuse und den Einlass soweit auffräsen, dass wieder genug Gemisch durch kann.Dummerweise hat man dann ja wieder die Vorverdichtung versaut und landet wahrscheinlich wieder bei dem gleichen Niveau, das man auch mit deutlich weniger Aufwand mit einer Membran-Lippe- oder Glockenform-Welle erreicht hätte.
Vollwangenwellen gibts nur von Mazucchelli, qualitativ sind sie immerhin aber ganz gut.
Einen großen Vorteil haben aber Vollwangenwellen:
Es lassen sich daraus
Glocken/Pilzwellen machen, die sehr rund laufen und einen sehr großen Querschnitt bieten.
Was sagt SIP dazu?
Langhub-, Renn- oder Vollwangenwelle?
Rennwellen spielen eine wichtige Rolle im Tuningbereich. Da die Kurbelwelle ein hochbelastetes Motorteil ist, spielt die Qualität hier die entscheidene Rolle. Minimale Fertigungstoleranzen, geringes Lagerspiel und höchste Langlebigkeit sind die Grundvoraussetzung für optimales Motortuning. Rennwellen bieten neben den verlängerten Steuerzeiten, polierten Steuerwangen und Pleul: der Füllungsgrad erhöht sich und Verwirbelungen werden reduziert.Langhubwellen erhöhen einerseits den Motorhubraum, andererseits verändern sie die Steuerzeiten. Das verfügbare Drehmoment wird angehoben. Die Steuerzeiten sind wie bei der Rennwelle verlängert , das Pleul poliert. Bei Montage einer Langhubwelle wird eine 1,5mm Fußdichtung (mehr Drehzahl ) bzw. Kopfdichtung (mehr Drehmoment) benötigt. Vollwangenwellen werden in Verbindung mit einem Membraneinlaß gefahren. Die Vorverdichtung erhöht sich, das Gasansprechverhalten verbessert sich und das Drehzahlband wird nach oben verschoben. Jedoch muss hier in jedem Fall die Vorverdichterplatte komplett entfernt werden, was recht massive Fräsarbeiten erfordert. Immer auch ein neues Nadellager für den Kolbenbolzen verwenden. Da sich der alte Lagerring des Lichtmaschinenlagers nur schwer von der alten Welle entfernen lässt, für eine neue Welle aber dieser Ring benötigt wird, empfehlen wir Euch, ein solches Lager direkt mitzubestellen!
Quelle: SIP Scootershop
Henni… das hast du gut gemacht!!!
find ich auch sehr gut.ne Portion eigene Erfahrung und modernen tips&tricks
Nachdem Kabaschoko keine Wellen mehr bearbeitet, hat -soweit ich weiß- „Flexkiller“ den Job im GSF übernommen.